Zur Vorstellung des Weltbevölkerungsberichts 2022 des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) erklären Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik, und Susanne Menge, Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Der Weltbevölkerungsbericht macht auf eine viel zu wenig beachtete Krise aufmerksam: Fast die Hälfte aller Schwangerschaften auf der Welt sind unbeabsichtigt.
Dass weltweit so viele Frauen ungeplant beziehungsweise ungewollt schwanger werden, ist eine Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, die dringend abgebaut werden muss. Der Schutz der reproduktiven Rechte von Frauen und Mädchen ist eine globale Verantwortung. Wir müssen der Umsetzung der in der UN-Frauenrechtskonvention verbrieften Menschenrechte endlich näher kommen. Stattdessen verschlechtert sich der Zugang zu Verhütungsmitteln und sicheren Schwangerschaftsabbrüchen aufgrund der Pandemie, von Krieg und Vertreibung. Über 60 Prozent der ungeplant Schwangeren brechen die Schwangerschaft ab und zwar unabhängig davon, ob es in ihrem Herkunftsland legal oder illegal ist. Dies wiederum führt in vielen Fällen aufgrund der medizinisch gefährlichen Abbruchmethoden zum Tod vieler Frauen, der vermeidbar wäre.
Eine feministische Entwicklungspolitik muss Frauen und Mädchen ermöglichen, über ihren Körper und ihre Gesundheit entscheiden zu können und über die Frage, ob, wann und mit wem sie Kinder bekommen.
Daher kann es beim aktuell vorgesehenen Entwicklungsetat des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der eine Kürzung von 1,56 Milliarden Euro vorsieht, nicht bleiben.Denn er enthält unter anderem die deutsche Finanzierung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen oder derInternational Planned Parenthood Federation. Diese Kürzung wird den Krisen sowie den Mädchen und Frauen dieser Welt und ihrem Recht auf körperliche Selbstbestimmung nicht gerecht.