Wie reagieren wir auf Putins Krieg? Diese Frage ist in diesen Tagen allgegenwärtig. Natürlich in der Politik, aber auch in der breiten Gesellschaft. Und dort geht es um die Frage: was kann ich - ganz persönlich - tun, um etwas zu bewirken? Zum Beispiel: um unseren Verbrauch an russischem Öl zu reduzieren, damit nicht länger unser Geld den Krieg in der Ukraine finanziert.
Ein Vorschlag ist dabei, die Heizung etwas runterzudrehen. Niemand soll frieren, aber schon die Absenkung von den durchschnittlichen 22 Gard auf 21 oder 20 würde viel bewirken. Aber auch ein anderer Bereich rückt zunehmen in den Fokus: der Verkehr.
Als Obfrau im Verkehrsausschuss des Bundestages habe ich mich in dieser Woche in mehreren Gesprächen mit Journalisten klar positioniert. Meine Aussagen zu diesem Thema wurden veröffentlicht im Spiegel, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel und Wirtschaftswoche, vielleicht sogar in einigen mehr.
Meine zentrale Forderung: Ein sofortiges bundesweites Tempolimit muss jetzt kommen! Damit würde wir unseren Verbrauch an fossilen Brennstoffen ad hoc erheblich senken - und zwar ohne, dass es für irgendjemanden große Einschränkungen gäbe. Mit Tempo 100 auf den Autobahnen, 80 auf den Landstraßen und 30 in den Ortschaften würden von jetzt auf gleich Millionen Liter Benzin und Diesel aus Russland nicht mehr benötigt. Die Geldflüsse gen Moskau würden sich deutlich verringern. Und beinahe nebenbei gäbe es enorme CO2-Einsparungen.
Ich habe mich mit meinen Aussagen bewusst klar positioniert. Nie war es einfacher, deutliche geopolitische Akzente gegen einen menschverachtenden Aggressor zu setzen und ihm seine wichtigste Finanzierungsquelle zu nehmen. Dafür müssen wir uns nicht in Gefahr begeben, keine Gewalt ausüben, sondern einfach nur den Fuß vom Gas nehmen. Und nie war es auch einfacher, so ein wichtiges Anliegen mit ökologischen Effekten zu kombinieren.
Das geht nicht so schnell? Aber sicher doch! Fragen Sie unsere niederländischen Nachbarn.
Dort wurde - übrigens allein aus ökologischen Gründen - im März 2020 eben jenes Tempolimit von 100 auf Autobahnen (tagsüber) umgesetzt. Wie lange das gedauert hat? Genau vier Tage. Donnerstags wurden die Schilder aufgestellt, am Montag galt das Limit. Von einem Untergang der Niederlande durch dieses Vorhaben ist nichts bekannt.
Jetzt sind wir dran!
Die Artikel, in denen ich zitiert wurde, sind hier zu finden:
Russland-Sanktionen: Robert Habeck kündigt Hilfskredite für Unternehmen und Entlastungen für Bürger an
Die Bundesregierung will Firmen mit Hilfen stützen, die durch den Krieg in der Ukraine in Schieflage geraten. Forderungen nach einem Importstopp von russischer Energie lehnt Wirtschaftsminister Habeck strikt ab.
Öl als Druckmittel : Können wir Putin mit Tempolimits, autofreien Tagen und E-Autos schaden?
Viele Autofahrer möchten Russlands Kriegskurs nicht länger über ihre Tankrechnung mitfinanzieren - und wollen deshalb Spritsparen oder auf E-Autos umsteigen.
Tempo 100 gegen Putin
Die Deutsche Umwelthilfe fordert die kurzfristige Einführung eines deutlichen Tempolimits auf allen Straßen, um in Deutschland schnell Erdöl einzusparen, das zu einem Drittel aus Russland kommt. Unterstützung kommt von Wissenschaftlern und den Grünen.
