Was lange währt, wird endlich gut, kommentiert die Bundestagsabgeordnete Susanne Menge (Bündnis 90/Die Grünen) die angekündigte Inbetriebnahme der Ausbaustrecke Oldenburg – Wilhelmshaven im Dezember 2022.
„Dieses Sprichwort trifft hoffentlich auch für die weitere Entwicklung des Angebots auf der neuen Infrastruktur der Ausbaustrecke Oldenburg – Wilhelmshaven zu. Die Elektrifizierung schafft nicht nur für den Güterverkehr neue Voraussetzungen, sie muss auch der Startschuss für einen deutlich attraktiveren Nahverkehr auf der Schiene sein.“
Bedauerlich sei dabei, dass mit dem Ausbau der Strecke nicht parallel der seit vielen Jahren geforderte Bahnhalt in Ofenerdiek realisiert wurde.
Infrastruktur ist weit mehr als Trassenbau, sondern sollte eigentlich begleitende Strukturen, wie z.B. Stationen, bei Planung und Bau direkt mit einbeziehen
Die ab Fahrplanwechsel im Dezember eingerichtete Linie von Bremen nach Wilhelmshaven kann daher nur der Auftakt für eine Reihe von Angebotsverbesserungen sein. „Wichtig ist, dass die neue Linie RS 3 nach Bremen so schnell wie möglich auf einen Stundentakt verdichtet wird", fordert Menge. Durch Überlagerung mit den übrigen Leistungen sollte zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven zuerst der Halbstundentakt geschaffen werden. „Die durchgängige Zweigleisigkeit der Strecke ermöglicht diese Angebotsverdichtung ohne Probleme.“
Dagegen muss zur Verbesserung der Stabilität des derzeitigen Betriebs zwischen Oldenburg und Osnabrück die Infrastruktur dringend ausgebaut werden. Menge: „Zusätzliche Gleise für Zugkreuzungen oder längere zweigleisige Abschnitte sind hier längst überfällig.“ Für den Schienengüterverkehr nach Wilhelmshaven, Bremen und Bremerhaven ist zudem die Elektrifizierung der Strecke Oldenburg – Osnabrück unabdingbar: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum der Bund die Strecke im vergangenen Jahr nicht in das Programm ‚Elektrische Güterbahn‘ aufgenommen hat“, kritisiert die Bundestagsabgeordnete.
Auch für den Einsatz alternativer Antriebe im Nahverkehr auf der Schiene schafft die elektrifizierte Strecke Oldenburg – Wilhelmshaven gute Voraussetzungen.
Die anstehende Ausschreibung der ab Ende 2026 zu erbringenden Nahverkehrsleistungen im Teilnetz Weser-Ems muss daher für die Umstellung des Netzes auf batterieelektrische Züge genutzt werden, wo heute noch Dieselzüge verkehren. „Damit erreichen wir annähernd emissionsfreie Mobilität zuerst auf der Schiene und bauen dem Umweltvorteil der Bahn aus“, stellt Menge fest.
Dass bis dahin noch vier Jahre unter Fahrdraht ‚gedieselt‘ wird ist unschön, lässt sich aber aufgrund der schwierigen Synchronisation von Infrastrukturausbau und Fahrzeugbeschaffung wohl nicht vermeiden.