Heute habe ich eine Rede zu einem Antrag der Union gegen das Chaos an deutschen Flughäfen gehalten. Die Rede kann hier angeschaut werden.
Die Rede im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Es ist uns allen, glaube ich, inzwischen klar geworden, dass die Union mit diesem Antrag auf der Aufmerksamkeitswelle, verursacht durch dieses Sommerreisechaos 2022, reitet.
Denn – danke schön, liebe Kollegin Nasr – der Antrag gibt ansonsten nicht viel her.
In dem Teil, in dem Sie sich dem aktuellen Flughafenchaos widmen, fordern Sie vor allem Dinge, die die Bundesregierung bereits in Angriff genommen und gegenüber der Presse – fand ich zumindest – ausreichend kommuniziert hat. Eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe der Bundesregierung arbeitet an Maßnahmen zur Verbesserung; das ist gerade ausreichend vorgestellt worden.
Sie fordern, dass Hilfe „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ geleistet wird. Wenn die Bundesregierung jetzt organisatorische Hilfestellung für die Flughäfen leistet, dann ist das in Ordnung. Es ist gut, die Reisenden nicht im Regen stehen zu lassen. Angesichts knapper Kassen darf die Hilfe aber nicht mit weiteren Belastungen für den angespannten Bundeshaushalt verbunden sein. Fluggesellschaften, Flughäfen und Reiseveranstalter/-innen wurden in der Coronakrise – ich erinnere – mit milliardenschweren Hilfsprogrammen unterstützt.
Auch darf die Hilfsaktion nicht zu viele Kräfte binden; denn beim Thema „Reisesommer 2022“ geht es um ein vergleichsweise überschaubares Problem. Besonders im Luftverkehr haben wir nämlich ein sehr viel weitreichenderes Problem zu lösen. Für einen weniger klimaschädlichen Luftverkehr müssen wir alle Kräfte bündeln.
Die Luftverkehrsbranche hat das Flughafenchaos zu nicht unerheblichen Teilen übrigens auch selbst zu verantworten. Das ausgeweitete Kurzarbeitergeld hätte es ermöglicht, mehr schwer zu ersetzendes Personal zu halten.
Die Krise darf nicht dafür genutzt werden, bestehende, aber auch künftige Personalkosten womöglich zu drücken.
Wir stellen außerdem fest, dass viele entlassene Mitarbeiter/-innen jetzt nicht an ihren Arbeitsplatz am Flughafen zurückkehren wollen. Das spricht für sich. Die Billigticketstrategie und das damit verbundene Anheizen des Verkehrswachstums rächen sich eben auch an dieser Stelle.
Bei aller Problematik, die an den Flughäfen zu beobachten ist, hat aber niemand das Recht, gegen Flughafenpersonal aggressiv und unangenehm vorzugehen. Dass Polizeikräfte das Flughafenpersonal jetzt schützen müssen, ist ein beschämendes Beispiel auch für Mängel im Umgang mit dieser Krise.
Auf einen Begleiteffekt möchte ich an dieser Stelle allerdings mit Nachdruck hinweisen: Sprinterzüge entlang der innerdeutschen Flugstrecken sind jetzt bis zu 40 Prozent stärker ausgebucht. Viele Tickets werden dabei von den Airlines als Ersatz für ausgefallene Flüge gekauft. Na also! Es geht doch!
Danke.