Im Rahmen ihrer Nord-Tour besuchte Susanne Menge im Juni die Unternehmen Save Our Returns GmbH (Oldenburg) und Noordtec GmbH & Co. KG (Westerstede).
Save Our Returns: Ein Gütesiegel für die Kreislaufwirtschaft
Das Team von Ernst Lameyer startete mit der Reparatur von Retouren eines Büromöbel-Herstellers. Auf der Recommerce-Plattform „Ich hab ’ne Macke!“ und im Oldenburger Showroom werden die ehemaligen Retouren in neuwertigem oder gutem Zustand weiterverkauft.
Bei Online-Händlern hat sich durch die Marktmacht weniger, großer Plattformen die kostenlose Zurücksendung der Ware als Selbstverständlichkeit etabliert. „Deutschland ist Europameister in Sachen Retouren,“ so Gründer und Geschäftsführer Ernst Lameyer. Besonders in der Textilbranche seien Retouren-Raten von über 50% üblich.
„Verbraucher:innen ist oft gar nicht bewusst, dass Rücksendungen hohe Kosten verursachen,“ so Lameyer weiter. Susanne Menge fügt hinzu: „Da immer mehr Ware mit Paketdiensten zurückgeschickt wird, steigt der Güterverkehr trotz sinkender Bevölkerungszahl weiter an. Diese Zahlen werden dann u. a. als Rechtfertigung für Autobahnaus- und Neubau herangezogen.“ Über diese und weitere Konsequenzen von Retouren werde nur wenig aufgeklärt.
Bereits 2012 trat das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft, wonach keine neuwertige Ware vernichtet werden darf. Die notwendige Verordnung, nach der Verstöße gegen das Gesetz geahndet werden können, wird derzeit aber auf EU-Ebene verhandelt. De facto können Unternehmen Retouren – egal, in welchem Zustand die Ware ist – noch wegwerfen, ohne dass sie Konsequenzen fürchten müssen.
Aus diesen Gründen entstand das „Save Our Returns“-Gütesiegel für nachhaltige Retourenprozesse. Dabei gehört nicht nur der Weiterverkauf der Retouren, sondern auch die Aufklärung über den Prozess zu den Auszeichnungskriterien. Susanne Menge begrüßt dies: „Wir müssen Verbraucher:innen über die Kosten von Retouren aufklären. Dazu gehören für mich auch die Kosten, die unsere Umwelt für unseren hohen Konsum trägt."
"Unser Konsumverhalten läuft völlig in die Irre. 'Kaufen, kaufen, kaufen' stärkt die Wegwerfgesellschaft, macht Produkte immer wertloser, stärkt den verantwortungslosen Umgang mit Produkten und erzeugt ungeheure Warentransportmengen, -kilometer und CO2-Ausstoß. In fast allen Fällen läuft der Transport über Schiffe und Lkw. Die Wertschöpfungsketten brauchen gesicherte und transparente Retourenkreisläufe, wie sie hier vorbildlich funktionieren. Ich freue mich, dass ein Unternehmen aus Oldenburg sich so stark für eine nachhaltige Wirtschaft einsetzt.“
Die Firma Noordtec aus Westerstede spezialisiert sich auf Anlagentechnik, z. B. (Bio-)Erdgas-, LNG- und Wasserstofftankstellen und Photovoltaik-Anlagen. Susanne Menge wurde von den Geschäftsführern Gerhard Willms und Marcus Reher sowie dem Prokuristen Thomas Wright durch das Werk geführt.
Das 2017 gegründete Unternehmen sieht die Energiewende und ihre dynamischen Märkte als Chance: „Wir begrüßen, dass die Politik Rahmenbedingungen für notwendige Transformationsprozesse im Energiesektor setzt,“ sagte Marcus Reher. Wichtig sei es jedoch, die Gesetze der Physik dabei als Konstante zu begreifen: „Wenn eine Technologie heute viel Energie verbraucht, wird sie das auch in 5.000 Jahren noch tun.“
Susanne Menge plädierte aus diesem Grund für mehr Naturwissenschaftler:innen in beratenden Positionen: „Verbands-Lobbyisten sprechen häufig aus einer rein kaufmännischen Sicht. Ich finde es wichtig, dass Politiker:innen mit den Menschen ins Gespräch kommen, die wirklich Ahnung von der Technik haben.“
Susanne Menge interessierte bei ihrem Besuch auch, welche politischen Entwicklungen dem Unternehmen aus Westerstede Sorge bereiten. Bezüglich der Photovoltaik-Anlagen-Technik nannte die Geschäftsführung als größte Sorge die hohe Abhängigkeit von China: „98% der Produkte, ob Anlagen oder Ersatzteile, werden in China produziert,“ so Thomas Wright. Dass damals nicht die richtigen politischen Rahmenbedingungen gesetzt wurden, um die Produktion in Deutschland zu halten, sei heute nur schwierig umzukehren. Auch die Schiffscontainer, die Noordtec als Gehäuse für (Bio-)Erdgas-Tankstellen verwendet, könnten zum Großteil nur aus China bezogen werden.
Auch den hohen bürokratischen Aufwand für z. B. Transportgenehmigungen und die Digitalisierung nannte die Geschäftsführung als Sorgenpunkte. „Umso wichtiger ist es, dass das Glasfaser-Netz im Ammerland und der Stadt Oldenburg weiter ausgebaut wird,“ so Susanne Menge.
Am Ende der Werksbesichtigung dankte Susanne Menge der Geschäftsführung für einen offenen und ehrlichen Austausch:
"Noordtec zeigt mit hohem Engagement, dass die Energiewende auch Chancen für die Wirtschaft bringt. Gleichzeitig habe ich viele wichtige Impulse zu Möglichkeiten und Schwierigkeiten neuer Technologien für den Mobilitätssektor erhalten."