Am Montag besuchte Miriam Staudte, Niedersächsische Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Susanne Menge das Ammerland. Die Themen ihres Besuches waren die Strukturveränderung der bäuerlichen Landwirtschaft sowie die Renaturierung der Ammerländer Moore.
Der Hof Specht: Ein Beispiel für kurze Lieferketten
Kurze Lieferketten vom Hof über den Schlachter bis zum Restaurant bzw. zur Endverbraucherin: Die ca. 200 Limousin-Rinder und Ammerländer Edelschweine werden auf dem Hof Specht selbst gezüchtet und aufgezogen. Das Futter wird zum Großteil selbst angebaut oder aus dem Ammerland eingekauft. Landwirt Renke Specht fährt die zu schlachtenden Tiere selbst zu zwei kleinen Schlachtereien im Ammerland. Verkauft wird das Fleisch der Tiere nur regional.
Dieses Modell des Hofes Specht braucht Eigeninitiative, weniger Bürokratie, einen achtsamen Umgang mit den Tieren und Menschen, die den selten gewordenen Beruf des Schlachters noch ausüben und erlernen. Solche besonderen Modelle zum Klimaschutz und Tierwohl brauchen die Unterstützung des Staates, z. B. im Rahmen von Labels und Zertifikaten.
Die teilnehmenden Politiker:innen - Miriam Staudte, Niedersächsische Landwirtschaftsministerin, die Ammerländer Landrätin Karin Harms, der Westersteder Bürgermeister Michael Rösner, die Landtagsabgeordneten Lena Nzume und Björn Meyer sowie die Bundestagsabgeordnete Susanne Menge - nehmen aus den Gesprächen mit Familie Specht und den Gästen aus Schlachterei und Landwirtschaft vor allem mit, dass wir bei Regelungen in der Politik unbedingt zurückkommen müssen zur Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und spezifisch angepasster Modelle.
„Wir können nicht alles in der Republik mit der Gießkanne regeln. Es ist wichtig, zurückzukommen zum Blick auf die Region und die individuelle Situation.“ - Susanne Menge
Von der Baumschule zum Moorschutz
Holger Konrad hat Rhododendren gezüchtet, wie viele seiner Kolleg:innen im Moor. Breite und tiefe Trocknungsrisse im Boden waren das erste Alarmzeichen; Betonsockel für Strommasten, die inzwischen fast einen Meter aus dem Boden ragen, das zweite. Holger Konrad hat die Coronazeit dazu genutzt, sich mit dem Moor und seinen Besonderheiten auseinanderzusetzen. Er löste einen Teil seines Baumschulbetriebes auf, um Moorflächen und -pflanzen zu kaufen.
Inzwischen ist Holger Konrad eine Koryphäe auf dem Gebiet der Wiedervernässung von Hochmooren, der Renaturierung mit Torfmoosen und darüber hinaus ein wichtiger Vermittler zu anderen Baumschulist:innen, um das Thema Moorschutz stärker im Bewusstsein zu verankern. Daher macht er sich auch Gedanken darum, wie wiedervernässte Moorflächen wirtschaftlich genutzt werden können: zum Beispiel durch Anbau von Sonnentau, der in der Pharmazie genutzt werden kann, oder Heidepflanzen, die in der Sanierung von Reetdächern zum Einsatz kommen können.
Holger Konrad arbeitet auch zusammen mit der Universität in Greifswald im Projekt "MOOSLand", in dem Paludikulturen mit Torfmoosen erforscht und weiterentwickelt werden. Die Vorbereitungen für das Projekt starten im nächsten Jahr; laufen soll es bis 2023.
„Beeindruckend, was Herr Konrad leistet und wie viel wir von ihm über die Spezifika unserer Moore lernen können." - Miriam Staudte, niedersächsische Landwirtschaftsministerin.